Ärger mit der Telekom, Wer kennt ihn nicht ?

Da wünscht man sich, man wäre nie geboren worden. Oder schlauer: die Telekom wäre nie geboren worden.

Ich wusste sehr genau, auf was ich mich einlasse, deswegen habe ich im Vorfeld nichts, aber auch garnichts dem Zufall überlassen. Mehrfach habe ich angerufen und Emails geschrieben, mehrfach habe ich mich davon überzeugt, dass die Leute von der Telekom auch wirklich verstanden haben.

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Worum es geht:

Am 1.4. übernimmt ein neuer Arzt (das bin dann wohl ich)  die Praxis seines Vorgängers. Gleichzeitig zieht er in neue Räumlichkeiten drei Straßen weiter um. Die Telefonnummer soll mitgenommen werden.
Ein Sachverhalt, den ein Hirn mit einem IQ von Zimmertemperatur durchaus verarbeiten kann.

Vier Tage vorm Umzug habe ich noch einmal angerufen.

Eine Stunde habe ich gebraucht, dann hat mir einer von denen versichert, dass er den Antrag jetzt freigeschaltet hat.

Freigeschaltet. Vier Tage vorher. Aha. In meiner Magengrube machte sich ein ganz mieses Gefühl breit.

1.4.2015 Wir sind alle mächtig geschafft vom Umzug und vom Einrichten, aber wenigstens lässt uns das Telefon in Ruhe.

Das fällt irgendwann wem auf – aha. Das Telefon ist tot. Kein Telefon. Kein Internet. Jetzt ist jedem hier bewusst, was folgen wird, und so kommt es auch.

Mehr als vier Stunden lang telefonieren wir in wechselnder Besetzung mit der Telekom. Wir hängen in Warteschleifen, wir werden von Stelle zu Stelle verbunden, wobei keine Stelle auch nur im geringsten über das informiert ist, was dem dem Typen davor bereits gesprochen wurde. Keiner fühlt sich zuständig.

Wir landen von der Störungsstelle in der Betreuung für Privatkunden, weiter geht es in die Betreuung für Geschäftskunden, und von dort in die Technik. Mit von der Party sind auch drei T-Punkte in Speyer, weil dort der Antrag gestellt wurde – und die natürlich garnichts wissen.

Letztlich – endlich – lande ich bei jemanden, der was peilt – natürlich unter der Nummer, die ich zuallererst angerufen hatte!

Dieser Herr hatte Einsicht in alle Unterlagen und in meinen Antrag, und da konnte er lesen, dass alles ganz korrekt und richtig beantragt worden ist, und dass der Fehler einzig bei der Telekom lag. Aber selbstverständlich könne der Fehler erst 9 (neun !!!) Tage später behoben werden.

Da sitz ich nun in meiner neune Praxis, und statt mich um Patienten zu kümmern, muss ich das Problem lösen, wie ich eine Arztpraxis von Beginn an ohne Telefon führen soll.

Lösung: Umleitung auf das Privathandy einer Arzthelferin, die sich netterweise opfert.

8.4.2015 wir hatten vorher Wetten abgeschlossen. Natürlich kam der Herr von der Telekom nicht. Erneut sitzen die Herren von meiner EDV-Firma für irrsinnig hohe Gehälter däumchendrehend Stunde über Stunde in der Praxis. Erneut mussten wir mehrere Stunden telefonieren, bis endlich klar war, dass der Mann angeblich vor Ort gewesen ist, aber niemanden angetroffen haben will. Nicht, dass wir die ganze Zeit über 5 Mann stark hier gewartet hätten! Und meine Türklingel weckt Tote auf, und zwar ganz flott. Unverschämtheit – man wollte uns weitere 9 Tage vertrösten, und es kostete wieder eine Stunde Telefonieren, bis uns zugesagt wird, dass am Folgetag noch einmal ein Techniker kommt.

9.4.2015 – Der Techniker war da. Er verstand nichts. Außer Englisch. Und verdrehte immer wieder die Augen, weil wir ihn nicht verstanden. Er verstand auch nicht, warum das Telefon nicht geht, obwohl er da war. Er verstand aber rechtzeitig, dass er besser verschwindet, wenn er überleben will. Erneut Stunde über Stunde am Telefon, keiner ist verantwortlich, keiner kapiert was, aber man verspricht, das Problem bis morgen zu lösen.

10.4.2015 Mehrere Anrufe klärten, dass zwar ein Ticket vorliegt, man aber vergessen hat, es auch einzulösen. Es bleibt beim alten, das Handy der Arzthelferin läuft heiß.

13.4.2015 Nichts geht. Die erneuten Anrufe führen nur zu einem: jetzt funktioniert nicht einmal mehr die Weiterleitung auf das Handy. Den ganzen Tag über wird vergeblich versucht, bei der Telekom jemanden zu finden, der irgendwas von dem versteht, was diese Firma tut. Zeitweise landet man sogar bei Leuten, die behaupten, wir hätten noch nie angerufen. Diese Menschen haben die Frechheit zu behaupten, laut den Ihnen auf dem Computer vorliegenden Daten sei bei uns alles bestens, und was wollen wir denn eigentlich? Bei ihnen sei noch nie eine Störungsmeldung eingegangen.
Gegen Feierabend kommt dann plötzlich ein Anruf – es ist der oben genannte Mann, mit dem ich schon ganz zu Anfang positive Erfahrung gemacht hatte. Er hatte den gesamten Vorgang auf dem Tisch, versprach Abhilfe, reparierte die Rufumleitung, und gab mir sogar noch eine email von sich, unter der ich mich melden könnte.

14.4.2015 JUHUUUU, wir sind im Internet. Dumm nur, dass die Internet-Leuchte am Router nicht leuchtet. Ein freundlicher Nachbar hilft uns mit seinem Handy aus. Nach den mittlerweile routinemäßig durchgeführten, gefühlten 100 000Telefonaten steht fest:

1. Die uns mitgeteilten Zugangsdaten für den Router stimmen nicht, es sind die meines Vorgängers – und bei diesem ist auch das Schreiben mit den vertraulichen Daten samt Zugangspasswort gelandet. Leider ist man nicht ohne weiteres in der Lage, mir das Schreiben nochmal zu senden.

2. Also weiter telefonieren, bislang nicht erfolgreich, ich fliege immer wieder auf der Warteschleife aus der Leitung. Letztlich kommt eine email mit den neuen Zugangsdaten – aber wenige Sekunden später eine zweite Email, auch mit neuen Zugangsdaten.

   Klar: nichts geht.

15.4.2015 Urlaub. Ich mach Urlaub von der Telekom. Den ganzen Tag nicht telefoniert. Nicht mit Patienten, aus den bekannten Gründen, aber auch nicht mit der Telekom. Zu Hause werde ich dann angerufen – von o.g. netten Herrn, aber auch von meiner EDV-Firma. Man plant, sich morgen in meiner Praxis zu treffen. Zum Teil körperlich, zum Teil telefonisch, denn der nette Herr der Telekom sitzt in Kiel. Die erneute Anwesenheit meiner EDV-Firma wird für mich vermutlich nicht so preiswert. In mir macht sich die Versuchung breit, morgen von der Arbeit fernzubleiben, und den Leuten von der Telekom irgendetwas ungesetzliches anzutun, was mir meine Eltern und der Pfarrer früher garantiert verboten hätten.

16.4.2015 Das teilweise imaginäre Treffen hat stattgefunden. Sowohl Telefon, als auch Internet funktionieren. Leider unter falscher Nummer. Ich muss Halluzinationen haben. Ich fürchte, das ist mein Ende …

Wenigstens haben sie das Fax nicht hingekriegt. Ich muss mich also nicht von allen liebgewonnenen Vorurteilen trennen 🙂

30.4.2015 Es hat sich nicht das geringste geändert. Die von mir gekaufte Telefonnummer ist immer noch nicht freigeschaltet.

04.05.2015 Jetzt reichts. Die Telekom hat mir für ZWEI Telefonanschlüsse Rechnungen für April gestellt, und außerdem jedes auf das Handy weitergeleitete Gespräch berechnet. Die Telefonrechnung für einen nicht funktionierenden Telefonanschluss für April beläuft sich auf schlappe 500 Euro.

Meine Reaktion

1. Ein Brief an die Telekom. Resultat: Der Vorfall wird in der Betriebshierarchie weiter nach oben gereicht. Aha. Wo war er denn bis jetzt?
2. Ein Brief an meinen Rechtsanwalt. Fass, Hasso! Fass !!!
3. Ein Brief an die BILD, Rubrik „BILD kämpf für Sie!“. Offenbar ist hier jemand süchtig nach mieser Presse.

Never ending story? „Liebe“ Telekom? Dafür werde ich schon sorgen. Der Hauptdarsteller der nächsten Runde ist nämlich mein Rechtsanwalt.

13.5.2015 Wunderbar. Meinem Rechtsanwalt wurde gesagt, dass jetzt ein anderer Sachbearbeiter für die Sache zuständig sei. Es könne höchstens noch zwei Wochen dauern. Es wurde erneut eingeräumt, dass der Fehler ganz allein auf Seiten der Telekom läge. Und natürlich würden mir keinerlei Zusatzkosten durch den Fehler entstehen. Auch „BILD kämpft“ hat sich bei mir gemeldet. Jetzt dürfte es knapp werden. Hoffentlich bringt die Telekom die Sache nicht in Ordnung, bis BILD aktiv geworden ist. Den Spaß möchte ich nicht verpassen 🙂

19.5.2015 Das wird ja immer besser. Die Telekom hat sich nicht mehr gemeldet, dafür hatte ich heute ein nettes Telefonat mit BILD. Die finden das alles mindestens so erschütternd wie ich – hört sich richtig vielversprechend an.

25.5.2015 Lachen oder Weinen? Die Telekom fragt bei meinem Rechtsanwalt an, wie eigentlich meine Addresse ist…

03.6.2015 Seit 8 Tagen hat keiner mehr von der Telekom gehört. Ich selbst habe seit ziemlich genau einem Monat nichts mehr von der Telekom gehört. Dafür geht jetzt das Fax nicht mehr – an mich adressierte Faxe landen bei Privatpersonen, von denen sich eine heute in meiner Praxis darüber beschwert hat.

Dafür hat die Telekom artig wieder ihre Rechnung gestellt.

Jetzt ist Ende Gelände. Wenn vertrauliche Patientendaten an unbeteiligte Dritte gelangen, wird die ganze Sache strafrechtlich relevant. Ich habe meinen Rechtsanwalt damit beauftragt, umgehend Klage gegen die Telekom einzureichen.

08.6.2015 Hey, geht doch. Mein Rechtsanwalt meint, die Telekom wäre plötzlich sehr gesprächig.

11.6.2015 Ein langes Gespräch mit der Chefetage der Telekom. Die Dame zeigte sich vom eigenen Chaos dermaßen verwirrt, dass sie mich gebeten hat, ihr die Sachlage telefonisch mal zu erklären. Danach meinte sie, sie würde das jetzt sortiert an die richtige Stelle weitergeben.

Wenig später ruft mich der oben schon mehfach zitierte nette kompetente Herr von der Telekom an. Der Kreis scheint sich zu schließen. Mir wird versprochen, dass die Kiste am Wochenende zum laufen gebracht wird.

Montag

Es klappt. Und Schadensersatz hat die Telekom auch zugesichert.

Wirklich, ganz in echt.

Oh Mann, ich bin so erledigt, dass ich mich nicht mal recht drüber freuen kann…

Dr. med. Mende <Blog Ende>